Gestern wurde der
Deutsche Filmpreis verliehen: Der Hauptpreis ging an
Matthias Glasners "Sterben", die "beste Regie" an
Ayşe Polat für "Im toten Winkel". Beide Filme bekamen am Abend auch die meisten Auszeichnungen. Andreas Busche vom
Tagesspiegel kann damit gut leben: Es "wurden zielsicher die beiden Filme ausgezeichnet, die das Versprechen eines überraschenden,
noch nicht von Fördergremien konfektionierten deutschen Kinos einlösen. Der dritte Hoffnungsträger, der hier erwähnt werden sollte,
Timm Krögers Sci-Fi-Noir 'Die Theorie von Allem', gewann drei Lolas in den Kategorien Kamera, Szenenbild und visuelle Effekte. Für den sogenannten künstlerischen Film ... stimmen diese Preise optimistisch, auch wenn der Referentenentwurf aus dem Hause Roth bisher vor allem auf
wirtschaftliche Anreize abzielt."
"An diesem Abend sollte auf keinen Fall etwas schiefgehen", resümiert Carolin Ströbele auf
Zeit Online den Abend, das Debakel der Berlinale-Abschlussgala noch in guter Erinnerung. "Claudia Roth erinnerte zu Beginn ... an die Situation der
israelischen Geiseln, die sich immer noch in der Gewalt der Hamas befinden: 'Bring them home now.' Roth sprach weiter von der erschütternden Situation der Zivilbevölkerung in Gaza, der Lage im Sudan, dem Krieg in der Ukraine. ... Warnungen vor zunehmendem Antisemitismus und Rechtsextremismus in Deutschland prägten auch den weiteren Abend, am eindringlichsten in der Rede von
Margot Friedländer. Die 102-jährige Holocaustüberlebende ... sagte: 'Als ich vor 14 Jahren zurückgekommen bin, hätte ich es mir nicht träumen lassen, was jetzt in der Öffentlichkeit los ist.
So hat es damals auch angefangen.' An die rund 1.600 Gäste richtete sie einen Appell: 'In diesem Raum sitzen ganz viele Geschichtenerzähler. Ihr habt die Verantwortung, die Kraft des Films zu nutzen, damit so etwas nie wieder passiert. Ich bitte euch:
Seid Menschen.'"
Thomas Thiel berichtet für die
FAZ von einer Paneldiskussion der
Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen zum Bekenntniszwang im Film- und Kulturbetrieb, der in aller Regel zu Unterschriften gegen Israel führt. "Wie kommt es, dass Autorenfilmer, die Wert auf ihre unverwechselbare Handschrift legen und gern schwierige, widersprüchliche Stoffe wählen, bei politischen Themen
im Gleichschritt marschieren? Weil sie sich nicht damit auskennen, aber trotzdem überall mitmachen, wäre die erste Antwort. Kunst wird von der Kulturförderung immer häufiger nach
Gesinnungskriterien bewertet. Oft kommt ein
narzisstischer Überschwang dazu. ...
Bazon Brock machte die
Zurückdrängung des individuellen Autors durch Bekenntniskollektive für die Kulturmisere verantwortlich und forderte, dem Künstler, Bürger und Wissenschaftler in dem kunstfernen Betrieb wieder eine Stimme zu geben."
Außerdem: Thomas Abeltshauser
spricht für die
taz mit
Kelly Reichardt über deren Komödie "Showing Up". Michael Ranze
erinnert im
Filmdienst an
Valerio Zurlinis Drama "Das Mädchen mit dem leichten Gepäck", das
Claudia Cardinale 1960 berühmte machte. Doris Akrap
weist in der
taz darauf hin, dass das diesjährige
Münchner Dokfest auch
online wieder eine Auswahl seiner Filme zeigt.
Besprochen werden
Stéphane Brizés Liebesfilm "Zwischen uns das Leben" (
FAZler Andreas Kilb
weist dieses "gefühlsdunstige Einerlei" weit von sich), die
ARD-
Serie "Die Zweiflers" (
FAZ), die
Netflix-Serie "Ripley" nach dem berühmten
Roman von
Patricia Highsmith (
Jungle World), der
Netflix-Sechsteiler "Briganti" (
Presse) und eine
Dortmunder Ausstellung zu 35 Jahren "Die
Simpsons" (
taz).